1. Was ist The Work? 2. Der Einstieg 3. Das höchste Gebot: Realität 4. Wer ist Byron Katie? 5. Wer bin ich? 6. Helfen mit The Work – aber wie? 7. Weitere Themen 8. Das Ende des Leidens 9. Übungen Auszug aus dem Buch: Bei den Recherchen zu diesem Buch hielt ich mich für einige Zeit im Zentrum der Amerikanerin Byron Katie Rolle in Barstow/Kalifornien auf. Es war die Zeit, als gerade ein Certification Training abgehalten wurde, das u.a. dazu dient, Menschen auszubilden, die The Work in ihrem Beruf oder anderweitig professionell anwenden wollen, auch um Geld damit zu verdienen.
Als ich zu diesem Training kam, wußte ich absolut nichts über The Work. Eigentlich hatte ich auch gar keine Zeit, weil ich meiner Tochter versprochen hatte, mit ihr zum Wintersport zu fahren – aber als ich am Telefon
mit der Organisatorin des Trainings sprach und ihr das sagte, fragte sie mich: Ist das wahr, daß Sie keine Zeit haben?, und ich antwortete: Ich denke, es ist wahr! Dann sagte sie: Können Sie wirklich wissen, daß es wahr ist,
daß Sie keine Zeit haben? Auf der einen Seite irritierten mich diese Fragen ein wenig, auf der anderen Seite fühlte ich, daß da etwas war, das ich erforschen wollte. Dann rief ich meine Tochter an und fragte sie, ob sie etwas
dagegen hätte, wenn ich nicht mit ihr käme. Ich war sehr erstaunt, daß sie spontan meinte: Wenn es für dich wichtig ist, warum tust du es nicht? Ich komme ganz gut allein zurecht. Ich selbst, der Autor dieses Buches, hatte zwar keine derartige traumatische Erfahrung vorzuweisen, aber auch ich fand für mich heraus, daß ich etwas tun konnte, wo ich vorher nur frustriert war. Natürlich zahlte sich hierbei auch aus, daß ich die kleine Übung auch sonst in meinem Leben anzuwenden begann und daß sich das immer mehr auch auf andere Lebensbereiche auswirkte – zum Beispiel auf meine Gesundheit:
Wegen eines zu hohen Blutdrucks hatte mir der Arzt Betablocker verschrieben, die ich von Zeit zu Zeit abzusetzen versuchte, was mir aber nicht gelang. Nachdem ich The Work etwa sechs Wochen geübt hatte, normalisierte sich mein
Blutdruck und hat sich seitdem nicht verändert. Bevor Sie nun weiterlesen, möchte ich Ihnen ans Herz legen, daß The Work eine praktische Methode ist, die auch ohne theoretische Erläuterungen auskommt und funktioniert. Wann immer Sie Lust haben, können Sie sie ausprobieren – die Innenseiten des Umschlags zeigen alles, was Sie hierzu brauchen. Einführung Es gibt viele Möglichkeiten, einen Zugang zu dieser neuen und doch uralten Methode The Work zu finden, und ich hatte in den ersten Versionen dieses Buches den Fehler gemacht, zu viele Aspekte auf einmal hineinzupacken. Dann wurde mir klar, daß man – wie von einem Berggipfel aus – erst dann alle möglichen Wege überblicken kann, wenn man einen von ihnen gegangen ist. Da C.G. Jungs Psychologie vielen Menschen unsere Kultur vertraut ist, habe ich versucht, diesen relativ schmalen Pfad zu wählen. Wenn Sie den eher praktischen Zugang lieben, überspringen Sie doch bitte die kurze Passage. In seinem Buch Aion – Beiträge zur Symbolik des Selbst prägt C.G. Jung den Begriff des Schattens, eines Archetypus des Unbewußten. Dieser repräsentiert für ihn die dunkeln Aspekte der Persönlichkeit, die man
nur schwer erkennen kann, da sie der moralischen Kontrolle beträchtlichen Widerstand entgegensetzen. Dieser Widerstand wiederum ist verknüpft mit Projektionen, die als solche nicht erkannt werden und deren Erkenntnis
eine über das gewöhnliche Maß hinausgehende moralische Leistung bedeutet ... denn der Grund zur Emotion scheint ohne allen Zweifel beim anderen zu liegen. Für den objektiven Beobachter mag es noch so offenkundig sein, daß es sich um Projektionen handelt ... man muß schon überzeugt sein, daß man auch gelegentlich unrecht haben könnte, um gewillt zu sein, emotional betonte Projektionen vom Objekt abzulösen.
Eine Teilnehmerin dieses Workshops, ich nenne sie Michaela, hatte in ihrem Fragebogen unter anderem geschrieben: Meine Freundin ruft mich nicht an, sie ist mir böse. Sie sollte mich anrufen. Sie mußte aber zugeben, daß sie
selbst ihre Freundin ja auch nicht anrief. Sie glaubte, die Freundin sei böse und riefe deshalb nicht an, aber in Wirklichkeit war sie selbst böse, wenn auch mit einem ihrer Meinung nach guten Grund. Hingegen konnte sie gar
nicht wissen, ob ihre Freundin wirklich böse war und ob sie nicht andere Gründe hatte, nicht anzurufen. Nun besteht die Methode The Work nicht nur in einer simplen Umkehrung; das wäre zu einfach und hätte dann wohl auch nicht die frappante Wirkung. Nein – nachdem man seine urteilende Behauptung aufgestellt hat, stellt man zunächst vier Fragen: 1. Ist es wahr? Zunächst lasse ich meinem Ärger freien Lauf und sage. Ja, es ist wahr. Meine Freundin ruft nicht an, sie ist mir böse, sie sollte mich anrufen. Die zweite Frage lautet: 2. Kann ich wirklich wissen, daß das wahr ist? Nein, ich kann nicht hundertprozentig wissen, ob sie böse auf mich ist, ich kann auch nicht wirklich wissen, ob es das beste für uns beide wäre, wenn sie mich anriefe. Sie mag ihre Gründe haben. Die dritte Frage lautet: 3. Wie reagiere ich, wenn ich diesen Gedanken denke? Nun – negativ über jemanden zu denken, bedeutet immer Schmerz; ich fühle mich getrennt von dieser Person, ich säe Unfrieden mit meiner Aussage, ich konzentriere mich auf das Ungute und bilde es in mir ab, ich nehme im
gleichen Augenblick nicht wahr, was sich um mich herum abspielt – insbesondere das Positive. Eine solche Haltung überträgt sich auf alles um mich herum. Selbst wenn meine Freundin mich nun anruft, bin ich ungehalten und mache
ihr Vorwürfe. 4. Wer wäre ich, wie ginge es mir ohne diese Überzeugung? Ich wäre frei, würde mich auf meine eigenen Angelegenheiten konzentrieren, hätte ein viel besseres Gefühl meiner Freundin gegenüber – ich kann geradezu spüren, wie sich etwas in mir löst, entkrampft. Michaela hatte in ihrem Fragebogen noch viele negative Behauptungen über ihre Freundin aufgestellt, und keine davon erwies sich als haltbar. Wenn sie sich intensiv fragte: Kannst du wirklich wissen, daß das wahr ist?, dann kam stets heraus, daß sie sich auf Aussagen von anderen verlassen hatte, daß sie gemutmaßt, projiziert hatte. Keine ihrer negativen Aussagen brachte ihr wirklich Vorteile, statt dessen setzten ihre Glaubenssätze sie unter Spannung, beschäftigten zwanghaft ihr Denken, lenkten sie ab von ihren eigenen Angelegenheiten, trennten sie von ihrer Freundin, machten sie bitter, ärgerlich, angespannt und nervös. Ihr wurde klar, daß sich ihr Ärger auf viele andere Lebensbereiche ausgedehnt hatte – während sie den Groll gegen ihre Freundin hegte, konnte sie nicht hundertprozentig liebevoll zu ihren Kindern und zu ihrem Mann sein. Das war der Beginn der Entfremdung, von der Jung schreibt – Michaela hatte begonnen, sich eine Welt von Feinden zu schaffen, die nur in ihrer Einbildung existierten. Sobald sie aber die Fragen beantwortet hatte und gesehen hatte, wie sehr die Umkehrungen auf sie zutrafen, änderten sich auch ihre Gefühle. Sie sah sie ganz klar, daß ihre Freundin ihr ihren Schatten gezeigt hatte; der Grund für ihren Ärger hatte scheinbar ohne jeden Zweifel bei dieser gelegen – in Wirklichkeit war sie aber auf ihre Projektion hereingefallen. Machen wir die kleine Übung einmal mit einer anderen, ganz alltäglichen Situation, wie sie jeder kennt. 1. Frage: Ist es wahr, daß er das nicht tun sollte? Es ist nicht wahr, denn Menschen tun so etwas, immer wieder. Egal, was ich darüber denke, sie ändern sich nicht. Ich sehe den Widerspruch zwischen dem, was ist, und dem, was ich denke, wie es sein sollte. 2. Frage: Kann ich wirklich wissen, daß das wahr ist, daß er das nicht tun sollte? Antwort: Nein, das kann ich nicht hundertprozentig wissen. Vielleicht will er mich auf etwas aufmerksam machen? Vielleicht hat er eine schwangere Frau im Auto? Vielleicht ist er nur einfach krank? 3. Frage: Wie reagiere ich, wenn ich denke, daß er das nicht tun sollte? Antwort: Ich spüre Herzklopfen, Unruhe, ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Ich spüre Haß. Ich konzentriere mich nicht mehr auf mein eigenes Fahrverhalten, ich sehe die schöne Landschaft nicht mehr. Ich genieße
die Fahrt nicht mehr. Ich würde den Mann am liebsten auffahren lassen, indem ich plötzlich bremse. Ein vielleicht sogar selbstmörderischer Gedanke. 4. Frage: Wer wäre ich, wenn ich den Glaubenssatz*) Niemand sollte mich derartig bedrängen! fallenlassen würde? Wie ginge es mir dann? Antwort: Ich wäre gelassen, ruhig, ich würde nach rechts fahren und den Mann vorbeilassen, ich würde mich körperlich wohler fühlen, ich könnte meine Fahrt wieder genießen. Während ich die kleine Übung absolviere, spüre ich schon deren Wirkung. Indem ich mir das Letztere vorstelle, entspanne ich mich, es kommt mir vor, als ob mein Körper dankbar die Gelegenheit ergreift, diese
Vorstellung zu verwirklichen; ich schwenke nach rechts, ich atme tief ein und aus, lehne mich zurück, lächle. Die Umkehrung: Ich sollte niemanden bedrängen! Das ist meine Philosophie, so sollte ich leben. Der Mann hat mich daran erinnert. Ich danke ihm. Diese kleine Übung habe ich schon Tausende von Malen gemacht: wann immer mich etwas im Außen stört, tue ich sie wieder. Mit manchen Dingen in meinem Leben habe ich seitdem keine Probleme mehr, andere tauchen für
einige Zeit immer wieder auf. Ich freue mich auf die Probleme in meinem Leben, an ihnen kann ich wachsen. 1. Frage: Ist es wahr? Sollte ich liebevoller sein? Ich bin es nicht, es ist nicht wahr, also sollte ich es nicht. Ich akzeptiere das, was ist, als richtig und gut. 2. Frage: Kann ich wirklich wissen, daß es wahr ist, daß ich liebevoller sein sollte? Nein, das kann ich nicht wissen. Es mag einen verborgenen Sinn haben, wie ich mich mir selbst oder anderen gegenüber verhalte. 3. Frage: Wie reagiere ich, wenn ich denke: Ich sollte liebevoller sein? Ich fühle Bedauern, habe ein schlechtes Gewissen, Unzufriedenheit, Selbstkritik, Selbstverurteilung. Es gibt keinen einzigen positiven Grund, um an diesem Glaubenssatz festzuhalten. 4. Frage: Wer wäre ich, wenn ich den Glaubenssatz fallenlassen würde? Wie ginge es mir dann? Ich muß sofort lächeln, denn mir wird klar, daß ich dann liebevoller wäre, vor allem mit mir selbst. Die Umkehrung: Ich sollte nicht liebevoller sein. Denn – ich bin es nicht, also sollte ich es auch nicht sein. Jedes Mal, wenn ich es nicht bin, spüre ich den Schmerz und mache wieder The Work. Irgendwann wird der Gedanke gar nicht mehr auftauchen – ich bin liebevoll geworden. Banale Situationen, eine eigentlich banale kleine Übung. Und doch liegt nicht nur das ganze Geheimnis der seelischen Gesundheit und der Freiheit hierin, sondern auch viel Spaß, viel Selbsterkenntnis, viel Unterhaltung – und das alles fast ohne jede Mühe. Und dann kommt das Erstaunliche: Diese Übung kann das ganze Leben radikal verändern. Wie ist das möglich? Wo immer wir auf etwas Ärgerliches, Frustrierendes, Schmerzhaftes stoßen, stellen wir die Fragen, finden wir die Umkehrung. Je öfter wir es tun, um so mehr löst sich auf, um so sensibler werden wir für unsere
Projektionen. Irgendwann stellen wir fest, daß unsere ganze Welt aus ihnen besteht. Behalten Sie aber stets im Auge: Es handelt sich um vier Fragen und eine Umkehrung, nicht mehr und nicht weniger. Sie müssen diese Fragen nicht stellen, Sie müssen Sie nicht beantworten. Jeder findet seine eigenen Antworten. Wenn ich schreibe, The Work tut, bewirkt, etc. so ist gemeint, daß etwas in Ihnen auf diese Weise wirken kann, nicht muß. Mit anderen Worten, es handelt sich um eine Technik, mit deren Hilfe man zwar großen Frieden und große Freiheit finden kann, die aber nicht verantwortlich ist, die auch vor allem keine Therapie darstellt oder – falls notwendig – ersetzen kann. The Work ist auch keine Religion, keine esoterische Schule, kein Gebet, keine spirituelle Richtung. The Work ist eine Technologie. Sie ist wie eine faszinierende Maltechnik, was Sie aber damit malen, bleibt Ihnen überlassen. Ganz gleich, wo Sie stehen, Sie können es auf Ihre Weise anwenden und sich überraschen lassen. Es mag sein, daß die Methode eine besonders gute Ergänzung zu Ihrer ansonsten ausgeübten Praxis, Weltanschauung oder Religion darstellt, sie ist aber auf jeden Fall nicht abhängig von weiteren Übungen oder geistigen Richtungen. Byron Katie, die Erfinderin, nennt The Work eine Untersuchung. Wir machen mit Hilfe des Fragebogens eine Momentaufnahme unseres Geistes, die wir dann unter die Lupe nehmen. Es geht nicht darum, große Weisheit zu
finden, es geht nicht darum, den Ursprung irgendwelcher Probleme zu suchen. Wir sollen uns nicht einmal ändern – wir betrachten nur unsere Wahrheit. Die eigentliche, vollständige Übung, die man macht, wenn man den Fragebogen ausfüllt und sich dann allein, zu zweit oder in einer Gruppe irgendwo ein ruhiges Plätzchen sucht, und die Fragen stellt, ist ein wenig anders aufgebaut, als die bisher beschriebene Kurzform. Die letztere praktiziere ich gerne, wenn ich unterwegs bin und gerade nichts aufschreiben kann.
Weiterer Auszug: Bei fast allen Formen der Meditation wird empfohlen, das Denken zumindest zeitweise abzustellen. Wer das schon einmal probierte, weiß, daß es fast unmöglich ist. Also seien Sie liebevoll zu sich selbst. Umarmen Sie Ihr Denken, lieben Sie Ihr Denken! Es ist ohne Arg, unwissend, naiv, kindlich! Es ist das wunderbare neue Werkzeug der Spezies Homo sapiens, gerade erst den
Windeln entwöhnt! Es ist nicht unser eigenes Denken, sondern dasjenige unserer Ahnen, unserer Rasse. Je länger Sie sich damit beschäftigen und je öfter Sie das Denken anderer Menschen in den Sitzungen beobachten, um so klarer
wird Ihnen das werden. Auszug:(Transkript einer Sitzung mit Katie)
Katie: Willst du die Wahrheit wirklich wissen? Ja. Katie: Du scheinst wirklich schwanger zu sein mit dieser Sache. Ich saß vorhin unter einem Baum und zitterte, und ich sagte mir: Ich werde heute nicht davonlaufen! Und ich bat um Hilfe. Katie: Mut sieht nicht so aus, als würde man in die Schlacht ziehen, Mut sieht aus wie du! Mut ist die Erfahrung von Demut, nicht von Gewalt. Danke für diese Lehre. Schauen wir uns deinen ersten Satz an. Ich mag meinen Vater nicht, weil er mich zwang, Dinge zu tun, die ich nicht mochte. Zum Beispiel mußte ich den Rasen mähen, wenn ich eigentlich spielen wollte. Katie: Er zwang dich, ist das wahr? Wie hat er das getan? Er drohte, mich zu schlagen. Katie: Also wie zwang er dich? Ich hatte solche Angst vor ihm. Katie: Du hast ihm gehorcht, damit du nicht geschlagen wurdest. Das scheint mir liebevoll dir selbst gegenüber. Das ist Selbstliebe. Was würdest du heute tun, wenn dir jemand drohen würde: Ich werde dich schlagen und er viel stärker wäre als du? Ich würde dasselbe tun. Katie: Genau. Du bist ja nicht verrückt. Und du würdest den Rasen mit Freude mähen, denn du hast die richtige Wahl getroffen. Kleine Jungen denken, sie haben keine Wahl. Sie sehen nicht das Wohlwollen sich selbst gegenüber. Sie glauben zu wissen, was der Vater denkt, also ist da Schmerz. Aber der Vater ist einfach das, was ist. Also wer traf die Wahl? Ich traf die Wahl. Katie: Also, kleiner Junge, wie fühlt es sich an, wenn du an der Geschichte haftest: Er zwang mich, den Rasen zu mähen!? Es fühlt sich an, als würde man mich würgen. Katie: Und wie behandelst du ihn, wenn du denkst, du wirst gezwungen? Ich wußte auch, daß ich es ihm niemals recht machen konnte. Katie: Wenn du den Rasen nicht mähen würdest, dann würde er dich schlagen – kannst du wirklich wissen, daß das wahr ist? Nein. Tatsache ist, daß er mir meistens nur sehr nahe kam und dann innehielt. Aber ich habe immer geglaubt, daß er es tun würde. Katie: Deshalb frage ich den kleinen Jungen. Ich denke, er würde es tun. Katie: Und kannst du es wirklich wissen? Ganz sicher? Nein, ich kann es nicht wissen. Katie: Also, kleiner Junge, wie fühlt es sich an, wenn du an diesem Glauben haftest? Es fühlt sich an, als hätte ich keinen Vater, der mich beschützt oder der sich um mich kümmert. Katie: Kannst du einen Grund sehen, diese Geschichte fallenzulassen? Mhm. Katie: Kleiner Junge, wer wärst du, wenn du den Rasen mähen würdest, ohne in einer Geschichte hierüber zu sein? Ich könnte es einfach tun, denn es ist gut für den Rasen, wenn er gemäht wird. Katie: Laß uns den nächsten Satz anschauen. Ich will, daß mein Vater aufhört zu trinken, denn er wurde gewalttätig, wenn er trank. Katie: Dein Leben wäre heute viel besser, wenn er nicht getrunken hätte, als du klein warst – kannst du wirklich wissen, ob das wahr ist? Meine Mutter wäre dann auch glücklicher. Katie: Auf lange Sicht – kannst du wirklich wissen, daß das wahr ist? Auf lange Sicht – dasweiß ich nicht. Katie: Wie fühlt es sich in dir an, wenn du den Gedanken hast: Meine Mutter sollte glücklich sein? Da gibt es sehr viel Spannung. Traurigkeit. Enttäuschung über mich selbst, denn sie sagte, ich wäre der eigentliche Grund dafür, daß sie nicht glücklich ist. Ich war der Grund für den Ärger meines Vaters, mein Vater war deshalb böse auf sie, also war sie böse auf mich. Katie: Deine Eltern wären glücklich, wenn du anders wärst? Vielleicht. Katie: Kannst du wirklich wissen, daß das wahr ist? Nein. Nicht wirklich. Katie: Wenn du nie geboren worden wärst, wären deine Eltern viel glücklicher gewesen – kannst du wirklich wissen, daß das wahr ist? Nein. Katie: Was passiert in dir, kleiner Junge, wenn du an diesem Glauben haftest? Eine unglaubliche Spannung, ein sehr starker Wunsch, meinen Eltern zu gefallen. Ein Wille, sie und andere glücklich zu sehen. Katie: Wie fühlt sich das an, wenn du versuchst, für deine Eltern eine Quelle der Freude zu sein? Frustrierend. Katie: Nach meiner Erfahrung ist das eine Untertreibung. Ich fühle Wut. Ich fühle, daß ich kein eigenes Leben habe. Katie: Kannst du einen Grund sehen, an dem Gedanken festzuhalten: Meine Eltern wären glücklicher, wenn ich nie geboren worden wäre? Ja. Katie: Ist das wahr? Kannst du das wissen? Ja, ich bin einer Zukunft hinterhergejagt, ich kann das jetzt sehen. Katie: Wer wärst du ohne Geschichte? Ich wäre sehr glücklich mit mir selbst. Katie: Und wie sähe die Umkehrung aus? Ich wäre sehr glücklich mit mir selbst, wenn ich nicht diese Vorstellungen mit mir herumtragen würde. Katie: Du wärst viel glücklicher ohne deine Eltern, die du in deinem Kopf herumträgst! Und es scheint ihnen dabei ja auch ganz gut zu gehen. Katie: Wie fühlt es sich an, wenn du an dem Glaubenssatz festhältst? Totale Spannung. Katie: Siehst du einen Grund, den Glaubenssatz fallenzulassen? Ja. Katie: Wer wärst du ohne ihn? Sehr frei, sehr locker. Katie: Dreh es um. Ich sollte nicht trinken und gewalttätig sein – vor allem nicht mir selbst gegenüber. Katie: Es ist deine Lebensphilosophie. Du solltest nicht trinken und gewalttätig sein. Aber ich trinke gar nicht. Katie: Dann setze mal das Wort Denken an dieser Stelle ein. Das stimmt. Ich sollte mich nicht mit meinem Denken betrinken und ich sollte nicht gewalttätig gegen mich selbst sein. Katie: Also immer, wenn du einen inneren Krieg gegen dich selbst erlebst, denk an deinen Vater. Du wolltest, daß er mit der Gewalt aufhört – versuche du, damit aufzuhören. Wenn du denkst, daß es so einfach ist ... Und wenn du wieder Gewalt in dir erlebst, schreib es auf! Krieg gehört aufs Papier. Das wäre schön. Katie: Es fängt mit dir an. Es hat mich sehr berührt, als du einmal sagtest: Laß The Work deine Mutter sein. Katie: Ja, The Work ist die Mutter. Diese Mutter ist immer da, du kannst dich auf sie verlassen. Sie ist makellos und ehrlich. Sie wird dich halten. Mein Vater sollte nicht du Idiot zu mir sagen. Katie: Ist das wahr? Das glaube ich dir. (Lachen) Katie: Und du hattest recht. Mein Mann nennt mich einen Idioten – jetzt haben wir beide den gleichen Wissensstand. Er sagt: Kate, du bist dumm! Ich gehe nach innen und ich kann es finden. Warum sollte ich nach außen
gehen und versuchen, etwas zu verteidigen, was nicht stimmt? Krieg ist gewalttätig – und ich verliere immer. Das fiel mir auf. Also gehe ich nach innen. Ich sage zu ihm: O ja, Liebster, ich habe es gefunden! Du hattest recht.
Er liebt es über alles, recht zu haben. Er hat recht; ich bin glücklich. Mein Vater sollte mich nicht schlagen. Katie: Ist das wahr? Wie sah die Realität aus? Er tat es. Katie: Also ist der Gedanke Mein Vater sollte mich nicht schlagen eine Lüge. Woher wissen wir, daß er es tun sollte? Er tat es. Das ist es, was er tut. Er darf es nicht tun. Auf gewisse Weise nehme ich Rache an ihm. Katie: Nicht auf gewisse Weise. Du hast Rache genommen. Wie sah das aus? Was war deine Methode? Ich schloß ihn aus. Katie: Wie fühlte sich das an? Ich wollte mit ihm sprechen, aber ich konnte nicht. Katie: Kannst du einen Grund sehen, den Glaubenssatz fallenzulassen? Ja. Katie: Kannst du einen Grund sehen, den Glaubenssatz zu behalten? Nein. Katie: Wer wärest du ohne diese Geschichte? Wer wärest du ohne diese Geschichte im Haus deiner Eltern? Ich wäre frei. Ich könnte mich frei bewegen in diesem Haus, in der ganzen Welt. Katie: Ja. Es gibt also zwei Arten, geschlagen zu werden. Die eine bedeutet Schmerz, und die andere bedeutet Schmerz obendrauf. Die eine bedeutet Schmerz einmal, die andere bedeutet Schmerz immer wieder und das nur ein Leben lang. Ich kann sehen, wie ich mich selbst immer wieder geschlagen habe. Die Hiebe meines Vaters sind nichts gegen die Tortur, die ich mir selbst zufügte, indem ich diese Geschichte solange mit mir herumtrug. Katie: Das ist endloser Schrecken. Er hat dich nur gehauen, du hast dir diesen Alptraum zugefügt. Weil du nicht wußtest, wie man diese Sache untersucht. Die Zeit war noch nicht reif. Jeden Tag ein paarmal. Katie: Wie oft hast du dich geschlagen, indem du diese Geschichte hattest? Wie viele Jahre? Noch immer? -----------------------------------------------------------------------------
Immer wenn ein Glaubenssatz in mir erschien, so wirkte das auf mich, als wäre ich von einer Bombe getroffen worden. Ich fühlte ein Schütteln, eine Spannung, eine Kontraktion, und mein innerer Friede schien zerstört.
Andere sahen, daß ich schrie, weinte und daß meine Gliedmaßen und mein ganzer Körper sich versteiften. An diesem Punkt erschien dann stets die gleiche Klarheit, die ich während des Erlebnisses mit der Kakerlake erfahren hatte;
der Glaubenssatz, die Geschichte fielen von mir ab wie ein Alptraum im hellen Licht der Wahrheit. Byron Katie tat The Work auf exakt die Weise, wie wir sie heute tun. Sie nahm die Glaubenssätze, die in ihr aufstiegen, und schrieb sie auf. Sie erkannte, daß dieses Aufsteigen nicht wirklich etwas mit ihr zu tun
hatte, sondern daß es ein fast biologisch zu nennender Vorgang ist, der von selbst abläuft und den wir nicht verhindern können. Ich sage die Wahrheit, die ich bin. Ich kann diese Wahrheit nicht direkt aussprechen, niemand würde es verstehen. Aber mit Hilfe der vier Fragen und der Umkehrungen geschieht es, daß die Menschen für sich ihre Wahrheit entdecken.
Ich bin du. Wenn du mich anschaust, siehst du dich selbst. Wer mich nicht erkennt, gibt damit lediglich zu verstehen, daß er nicht weiß, wer er ist. Es gibt nur das Eine. Erkenne dich selbst, und du findest das Eine. Du bist
mehr als dein kleines Selbst. Es gibt keine Trennung. Was auch immer du außerhalb von dir zu sehen glaubst, es ist die Spiegelung deiner selbst. Es sind die Berge, es ist der Vollmond, es ist ein verheerendes Feuer, es ist der
Sturm, der Bäume entwurzelt und Häuser durch die Luft wirbelt. Es ist das Gesicht meines Geliebten, es ist der Bettler in Lumpen. Es ist der Ertrinkende, der Hungernde, der Soldat, der Peiniger und das Opfer. Es ist das Kind,
das man in die Mülltonne warf. All das ist der Spiegel. Es gibt nichts, was ich nicht bin. Nehmen wir einmal an, daß es stimmt, was Byron Katie und mit ihr viele Erleuchtete sagen, daß wir nämlich eigentlich Liebe sind. Liebe ist sicher nicht Schmerz und Frustration; wenn wir also derartige Gefühle haben,
so stimmt entweder die ursprüngliche Aussage nicht, oder wir mißverstehen da etwas. Auszug:: Ich wandere durch die Wüste, da ist er wieder, dieser Gedanke, der mich seit meiner Kindheit verfolgt, etwas finden zu wollen, einen schönen Stein, eine Versteinerung, gebleichte Knochen – oder gar einen Schatz, Gold, Edelsteine. Irgend etwas, das Katie hier versteckt haben mag, als sie vor Jahren selbst häufig durch diese Wüste wanderte. Wie reagiere ich, wenn ich an diesem Gedanken festhalte? Mein Blick schweift zwanghaft über den Boden und sucht nach etwas Besonderem, Ungewöhnlichem; was da wirklich ist, wird gar nicht wahrgenommen. Wer wäre ich, wenn ich diesen Gedanken gar nicht hätte? Augenblicklich sehe ich geheimnisvolle Formen, überall, ringsumher. Magische Formen. Plötzlich nur noch Schätze, Steine, die sprechen, kleine runde glatte Flächen wie miniaturisierte Tanzplätze. Da ist ein seltsamer
Ring aus Steinen, kreisrund, in der Mitte eine kleine Pyramide. In einigem Abstand sehe ich regulär angeordnete kleine Häufchen aus Steinen, die wie Sitzgelegenheiten wirken. Das sind wieder nur ausgedachte Geschichten.
Ist das wahr? Nein. Blau ist nur eine Wahrnehmung in mir. Ein Wort. Etwas, an das ich mich erinnere. Wie reagiere ich, wenn ich die Überzeugung habe, der Himmel sei blau? Ich sehe ihn gar nicht mehr. Es ist, als hätte ich die Schublade blau in meinem Kopf aufgezogen, und da tue ich den Himmel rein, um ihn nicht sehen zu müssen. Ich versehe innerlich die Worte Himmel und blau mit kleinen Häkchen. Wer wäre ich, wenn ich nicht glauben würde: Der Himmel ist blau? Ich würde mich zu wundern beginnen: Was ist das alles? Plötzlich sind da Tausende von feinen farblichen Abstufungen einer geheimnisvollen Realität. Mein Denken ist blau. Das ist auf jeden Fall wahrer als der ursprüngliche Gedanke. Da ist ein kleiner Baum, fern von mir, auf einem Felsen. Ist das wahr? Ich kann es nicht wissen. Wie reagiere ich, wenn ich glaube, dort sei ein Baum? Der Baum hält meinen Blick, meine Aufmerksamkeit gefangen. Ich verliere das Bewußtsein des Ganzen um mich herum, des ALLES. Wer wäre ich ...? Ich würde den Wind fühlen, den Wind hören, die Bewegung der Büsche, der Gräser um mich herum wahrnehmen. Da ist Wind, ist das wahr? Ich kann es nicht wirklich wissen. Ich weiß ja gar nicht, was Wind eigentlich ist. Luftdruckunterschiede, die durch den Raum fliegen? Wellen von Energie? Gibt es überhaupt so etwas wie Wind? Wie reagiere ich ...? Ich mache den Wind flach, ich verwandle dieses fühlbare, hörbare, riechbare Phänomen in ein vergilbtes Wort. Wer wäre ich ...? Ich würde den Wind wirklich fühlen, mich jedes Moments erfreuen, was auch immer dieser Moment in Form von Wind bringt: meine Haut spüren, die Symphonie hören, den ständigen Fluß von ETWAS. Da ist ein fernes Gebirge, ist das wahr? Nein, sicherlich nicht.Ich bin nicht dort, da ist nur diese Abbildung auf meiner Netzhaut, und nicht einmal die kann ich wirklich sehen, ich interpretiere vielleicht nur die Schwankungen elektrischer Potentiale in meinem Gehirn. Wie reagiere ich ...? Ich bin nicht mehr hier, ich bin dort, wo vielleicht gar nichts ist. Ich bewege mich in fremder Angelegenheit. Da sind die fernen Geräusche der Autos. Ist es wahr? – Ich sehe kein Auto. Wie reagiere ich ...? Ich erhalte eine Vergangenheit, daß ich von Barstow hierhergekommen bin, ich erhalte eine Zukunft, daß ich dorthin zurückmuß. Wer wäre ich ohne den Glauben ...? Ich würde mich an den kleinen schwankenden Gräsern freuen, mit ihren vertrockneten Blüten. Die Vibrationen wahrnehmen. Ist das wahr, daß das Gras ist? Nur Spiegelungen, Worte, Bewegung von Worten in meinem Gehirn. Und habe ich ein Gehirn, ist das wahr? Wo ist es? Ist mein Fuß wahr, den ich unter mir sehe? Kann ich das wissen? Wie reagiere ich, wenn ich denke, ich hätte einen Körper? Plötzlich spüre ich die unendliche Last, die mit diesem Glauben verbunden ist. Ich sehe Bilder aus Anatomiebüchern, Krankheiten, ich erhalte die Zukunft eines alternden Körpers, ich erlebe die Spannung, die dadurch entsteht, daß ich glaube, auf diesen Körper aufpassen zu müssen, ihn am Leben erhalten zu müssen. Wer wäre ich, wenn ich nicht glauben würde, daß da ein Körper ist? – und ich werde nicht gebeten, diese Überzeugung aufzugeben. Ich wäre einfach nur frei, ich wäre eins mit dem, was ist, mit diesem Ton, mit dieser Bewegung. Ich würde mich nicht mehr sorgen, ich würde mich entspannen. Ich würde verschwinden in dem wunderschönen Geschehen
ringsumher. Ich würde mich nicht mehr als getrennt empfinden. Diese Leiden, diese dauernde Anspannung würden aufhören, einfach so. Erst nach langer Zeit wandere ich zurück zur Straße, fühle mich leicht wie ein Feder. Ich versprühe meinen Wasservorrat über den grünen Büschen wie ein Priester, der sein Weihwasser verspritzt – trotz der vielen leeren Dosen, Plastiktüten, Papierfetzen zerknülle ich die Plastikflasche und stecke sie in die Tasche. Ich mag mich, wenn ich nichts wegwerfe. Das Gewicht der Flasche geht dorthin zurück, wo es herkam, ich brauche kein Wasser mehr, die Pflanzen mögen sich seiner erfreuen. Ich spüre keinen Hunger, keine Müdigkeit. An der Straße schwenke ich meinen Anhalterdaumen, eine Frau winkt zurück, fährt aber weiter. Nach einigen Minuten kommt sie zurück, lädt mich ein, mitzufahren. Sie bringt mich genau dorthin, wo ich hinwill. Sie ist eine einfache
Frau aus Barstow. Ich: O ja. Ich war in der Wüste und habe gerade festgestellt, die Berge, die Pflanzen, der Wind, alles ist Gott! Sie strahlt über und über. Du weißt es auch? Gerade jetzt ist der Heilige Geist über mich gekommen! Gepriesen sei der Herr! Ich: Ich preise den Herrn. Sie: O Lord! Mein Name ist Marie Anne! Ich: Oh, so bist du die Mutter des Herrn! Und gleichzeitig bist du ... es gab doch sicher auch eine Anna in der Bibel? Sie: So habe ich es noch nie gesehen, ich dachte immer, meine Schwester Rose hätte den schöneren Namen ... Zum Abschied streiche ich ihr übers Gesicht und übers Haar, sie lädt mich zum Gottesdienst am Sonntag ein. PS: Am Abend sitze ich mit meinem neuen Freund Doni in einem wunderbaren italienischen Restaurant. Die Pizza mit Namen Godfather kann ich nur wärmstens empfehlen.
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